Erklären, Überzeugen & Präsentieren

Viele Experten schaffen es nicht ihr Fachwissen verständlich zu teilen. In diesem Artikel dokumentiere ich alles was ich über das Erklären, Überzeugen und Präsentieren weiß.

Schlechtes Erklären

Jeder von uns hat schonmal ein Konzept sehr schlecht erklärt bekommen. "Du musst Häuser bauen, am besten Hotels. Heb die Du-kommst-aus-dem¬Gefängnis-frei-Karte unbedingt auf bis du sie brauchst. Tausch die Bahnhöfe ruhig weg. Ganz wichtig, wenn du über Los gehst, musst du dran denken, dass du Geld bekommst. Wenn du dreimal hintereinander einen Pasch würfelst, musst du ins Gefängnis!"

Was ich gerade erklärt habe, ist Monopoly. Aber wäre jemand in der Lage das Spiel auf Basis dieser Erklärung zu spielen? Ganz sicher nicht. 

1. Buckets zum Erklären

Was bei der Monopoly-Erklärung fehlt, sind Buckets. Für jede Information, die du mir gibst, brauche ich einen Bucket, in den ich sie sortieren kann. Wenn es keinen Bucket gibt, liegt die Information unstrukturiert rum und ich kann sie nicht einordnen.

Alternativ zu Buckets kannst du dir eine Mindmap vorstellen. Für jede neue Information sollte klar sein, an welchen existierenden Knoten sie gehört. Verbindest du dutzende Informationen ohne Struktur direkt mit dem Monopoly-Knoten, wirst du sie nie verstehen und einordnen können.

Solange ich nicht weiß, dass es ein Spielfeld gibt, kann ich die Informationen Los, Gefängnis, Straße und Bahnhof nicht einsortieren. Ohne das Wissen über das Gefängnis kann ich mit der Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte nichts anfangen. Ohne die Information, dass ich würfeln muss, um eine Spielfigur zu bewegen, kann ich die Regel mit den drei Päschen hintereinander nicht verorten.

In der Anwendung bedeutet das, dass du immer versuchen solltest einen Kontext (Spielfeld, Würfeln) zu geben um dann innerhalb dieses Kontexts weitere Details zu liefern. Dabei macht es meist Sinn erst in die Breite zu gehen. Das heißt im Fall von Monopoly zu erwähnen, dass es ein Spielfeld gibt, dass gewürfelt wird, und dass jeder Spieler Geld hat. Dann kann man in die einzelnen Buckets (Spielfeld, Würfeln, Geld) eintauchen und jeweils die nächste Komplexitätsebene erklären. Dinge, die für das Grundprinzip nicht relevant sind – wie zum Beispiel Aktionskarten – werden erst in einer späteren Detail-Runde erklärt.

2. Pyramide des Überzeugens

Ein ähnliches Prinzip ist die Pyramide des Überzeugens. Dafür baust du deine Argumente wie folgt auf:

Du startest mit deiner Hauptidee.

Dann lieferst du nacheinander mehrere unterstützende Argumente für deine Idee. Das können theoretische Frameworks sein, Studien, selbst erhobene Daten, oder einfach zusätzlicher Kontext, der einem Nicht-Subject-Matter-Expert hilft, deine Hauptidee zu verstehen.

Wenn notwendig, gibst du für jedes deiner unterstützenden Argumente weitere, runtergebrochene Detailargumente. Das kann zum Beispiel eine Erklärung sein, warum es sinnvoll ist, bestimmte Frameworks anzuwenden oder warum deine Datenerhebung korrekt war.

Dieser Aufbau macht quasi immer Sinn. In E-Mails, in Aufsätzen oder in verbaler Kommunikation.
Achtung: die meisten derart aufgebauten E-Mails sollten vermutlich eher Meetings oder Präsentationen sein.

3. Präsentieren

Ich will dich hier nicht mit den Basics, wie "keine Schriftgröße kleiner 20" oder "nicht mehr als 10 Worte pro Slide" nerven. Wenn du dich für die Grundlagen guter Präsentationen interessiert, empfehle ich die Slide-Design-Tipps von Kelvin Newman.

Darüber hinaus gibt es aber einige durchaus relevante Prinzipien für gute Präsentations-Folien. Ganz wichtig: mir geht es hier nicht um Infotainment auf Konferenzen. Ich beziehe mich auf Foliensätze, die unter Umständen auch ohne begleitenden Vortrag verschickt werden. Gerade im Kontext von Remote Work wird diese Art der Präsentation immer wichtiger.

Hab eine Message

Bevor du auch nur eine einzige Folie erstellst, solltest du wissen, welche Message du mit deiner Präsentation rüberbringen willst. Wenn du keine Message hast, bist du nur jemand der rumsteht und erzählt.

Schreib gute Folien-Titel

Der Titel einer Folie sollte ihren kompletten Inhalt zusammenfassen. Eine schlechte Überschrift ist "SEO vs. SEA: Langfristige ROI-Betrachtung". Eine gute Überschrift ist "SEO hat einen besseren Langzeit-ROI als SEA".

Geh immer davon aus, dass wenn du jemandem eine Präsentation schickst, diese Person sie ihrem Manager zeigen muss, um Budget zu bekommen. Dieser Manager wird voraussichtlich nur die Folien-Überschriften lesen.

Ein Trick, um zu prüfen ob deine Präsentation stichhaltig ist, ist nacheiner einfach alle Folien-Überschriften zu lesen. Kommt dabei eine gute Story raus? Wenn nicht, setzt dich nochmal ran!

Ein weiterer Vorteil derart geschriebener Folien-Titel ist, dass du schnell die passenden Argumente auswählen kannst, um die Story zu erzählen, die du erzählen willst!

Jede Folie braucht eine Konklusion

Falls aus einer Folie nichts folgt, warum existiert sie dann? Hier ein Beispiel, wie so etwas aussehen kann:

Die Schlussfolgerung ist optisch klar vom Rest der Folie abgehoben. Eigentlich muss ich nur die Überschrift und die Schlussfolgerung lesen. Alle anderen Inhalte existieren nur um die Aussage der Überschrift zu beweisen und die Schlussfolgerung herzuleiten.

Dies Schlussfolgerung ist das Action-Item für den Leser. Damit erzählst du deinem Publikum nicht nur etwas über x, sondern forderst sie auf y zu tun.

Erst die Idee, dann die Zahlen

Diese Regel hängt ein bisschen von der Zielgruppe ab. Meistens bietet es sich an immer erst die Idee zu präsentieren und sie danach mit Zahlen und Diagrammen zu belegen. Konkrete Zahlen triggern bei Zuschauern eine intensivere Analyse und können zu vielen Rückfragen und Diskussionen führen. Diese willst du haben. Aber erst nachdem du deine Idee präsentiert hast. Zwischendurch können sie den Flow massiv stören.

Die magische Zahl 7

Menschen können im Schnitt 7 Dinge im Kurzzeitgedächtnis behalten [Quelle]. Das heißt im Idealfall nutzt du nur 7 Folien, mit jeweils maximal 7 Bullet Points und maximal 7 Worten pro Bullet Point.